Bilanz des Jahres 2023Nettogewinn der Luxemburger Banken steigt auf 6,6 Milliarden Euro

Bilanz des Jahres 2023 / Nettogewinn der Luxemburger Banken steigt auf 6,6 Milliarden Euro
Der Bankenplatz steht hierzulande für rund 26.000 Arbeitsplätze Foto: Christian Muller

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Das abgelaufene Geschäftsjahr 2023 war ein herausragendes für die Luxemburger Banken. Zusammengerechnet haben die 118 Kreditinstitute einen Nettogewinn von 6,6 Milliarden Euro eingefahren. Ein neuer Rekord.

Entgegen der leicht schrumpfenden Luxemburger Wirtschaft konnten die Banken des Landes (zusammengerechnet) vergangenes Jahr einen deutlichen Zuwachs beim eingefahrenen Ergebnis verbuchen. Netto wurden 67,3 Prozent mehr verdient als im Vorjahr. Das schreibt die Finanzaufsicht CSSF in einer Pressemitteilung.

Das starke Wachstum ist vor allem auf das Geschäft mit der Zinsmarge, den Unterschied mit den auf Sparguthaben bezahlten Zinsen und auf Krediten erhaltenen Zinsen zurückzuführen. Das eigentliche Kerngeschäft der Banken. Im Jahr 2023 wuchs die Zinsmarge im Vergleich zum Vorjahr um 50,9 Prozent. Bereits 2022 hatte sie 39 Prozent zugelegt. Dieser Anstieg ist auf die Leitzinserhöhungen der Europäischen Zentralbank seit der zweiten Jahreshälfte 2022 zurückzuführen. In den Jahren zuvor hatten viele Kreditinstitute mit dem Negativzinsumfeld zu kämpfen.

Der zweite große Einkommensbereich der Banken, die Kommissionen auf Transaktionen auf den Finanzmärkten, ist 2023 leicht (3,2 Prozent) zurückgegangen. Mit den wachsenden Geldsummen, die Kunden bei den Kreditinstituten deponierten, waren diese Einkünfte in den letzten Jahren stark gewachsen. Betroffen von einem Rückgang war jedoch nur etwa die Hälfte der Banken, und das „sehr ungleichmäßig“ verteilt, so die CSSF.

Die Kosten der Banken sind 2023 wieder schneller gestiegen als im Jahr zuvor. Die Ausgaben für Personal sind um 10,8 Prozent gewachsen. Der Posten „andere Kosten“ legte um 4,7 Prozent zu. Hierzu zählen Investitionsausgaben, etwa in Informationstechnologie.

Mehr Gewinn – mehr Steuern

Unter dem Strich ergab sich so beim operativen Gewinn (vor Rückstellungen und Steuern) ein Anstieg um starke 45,1 Prozent. Nach einem Plus von 21,8 Prozent in 2022. Der Gewinn vor Rückstellungen und Steuern des luxemburgischen Bankensektors belief sich zum Jahresende auf 8,9 Milliarden Euro (Vorjahr: 6,2 Milliarden Euro).

Rund 1,6 Milliarden Euro an Steuern auf Einkommen und Gewinn haben alle Banken zusammen in dem Jahr bezahlt, wie Zahlen der Zentralbank zeigen. Etwa doppelt so viel wie in 2022.

Dass das Nettoergebnis (6,6 Milliarden Euro) mit 67,3 Prozent Zuwachs spürbar stärker anstieg, liegt daran, dass 2022 überdurchschnittlich viele Rückstellungen gebildet worden waren und 2023 viele wieder aufgelöst wurden. Diese wurden meist wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine und der Folgen der langsamer drehenden Konjunktur gebildet.

Zahl der Banken schrumpft weiter

Die guten Durchschnittszahlen verbergen jedoch unterschiedliche Entwicklungen, heben die Aufseher des Bankensektors in ihrer Mitteilung weiter hervor. Nicht jedes Kreditinstitut entwickle sich gleich gut. So haben 24 der 118 Kreditinstitute ihre Zinsmarge nicht steigern können. Auch hatten 17 Banken insgesamt höhere Kosten als Einnahmen. Das, obwohl sich das Verhältnis von Aufwand zu Ertrag auf einem „historisch niedrigen“ Niveau befindet, so die CSSF.

Die Zahl der Banken ist im Laufe des vergangenen Jahres derweil weiter geschrumpft. Während ihre Zahl Ende 2021 bei 124 lag, so sind es seit Dezember 2023 nur noch 118, wie neue Zahlen der Zentralbank zeigen. Eine Rekordzahl von 222 Banken hatte Luxemburg im Jahr 1994 verzeichnet. Seitdem schrumpfte die Zahl der hier beheimateten Finanzinstitute praktisch jedes Jahr. Vor zehn Jahren, Ende 2012, zählte das Land 141 Kreditinstitute.

Die Zahl der Jobs in den Banken ist derweil ganz leicht gestiegen – auf insgesamt 26.285 Arbeitsplätze. Ihren historischen Rekordstand hatte die Zahl der Jobs bei den Banken im September 2008 erreicht (27.269). In den Jahren 2014 und 2015 war sie dann auf unter 26.000 gefallen, später jedoch wieder auf über 26.000 gestiegen. Die Banken stehen für etwa die Hälfte der Jobs des Luxemburger Finanzsektors.

Bereits 2021 war ein gutes Geschäftsjahr für die Luxemburger Banken. Zusammen hatten die 124 Kreditinstitute des Landes damals einen Nettogewinn von knapp über vier Milliarden Euro erwirtschaftet. Im Corona-Jahr 2020 war der Nettogewinn der damals noch 128 Luxemburger Banken, trotz eines starken Wachstums der Geschäfte, um heftige 18,1 Prozent auf 3,03 Milliarden Euro eingebrochen. Es war das schlechteste Ergebnis seit 2011.

Dass es nun weiter so rasant mit den Gewinnsteigerungen weitergehen wird, erwartet die Finanzaufsicht derweil nicht. Außergewöhnlich ist nämlich nicht nur das erwirtschaftete Ergebnis, sondern auch das zeitliche Zusammentreffen von steigenden Zinsmargen mit dem Auflösen von Rückstellungen. Faktoren, die von vorübergehender Natur sind.

Die zusammengerechnete Gewinn- und Verlustrechnung der 118 Luxemburger Banken
Die zusammengerechnete Gewinn- und Verlustrechnung der 118 Luxemburger Banken  Screenshot: CSSF